Die Vorstellung, dass Narzissten schlechte Menschen und ihre Zielpersonen gute Menschen sind, hat in den letzten zehn Jahren die Populärkultur durchdrungen. Die „Narzissmus-Bewegung” basiert auf der Verunglimpfung von Narzissten, der Entwicklung von Strategien für den Umgang mit diesen „schrecklichen Menschen” und natürlich auf den besten Möglichkeiten, diese zu überwinden und zu heilen, um weiter voranzukommen.
Ich habe mehrere Bücher zu diesem Thema geschrieben, darunter eines mit dem reißerischen Titel „Wie man einen Narzissten exorziert“. Wie ich darin kurz erkläre, ist es wichtig, das Verhalten von der Person zu trennen. Das hilft uns, einen Narzissten nicht zu entmenschlichen und uns trotzdem vor dem zu schützen, wozu er fähig ist.
Das Endziel der Genesung besteht meiner Meinung nach darin, zwei Wahrheiten miteinander in Einklang zu bringen:
- Narzisstischer Missbrauch ist eine Plage auf diesem Planeten, die wir um jeden Preis bekämpfen müssen.
- Narzissten sind zutiefst verletzte Menschen, denen wir Grenzen setzen müssen.
Wenn du diese Phase der Genesung erreicht hast, „vertreibst du einen Narzissten“, indem du die Krankheit erkennst und dich vor dem Missbrauch schützt.
Trotzdem habe ich Hass in den frühen Phasen der Genesung als nützlich empfunden. Ich preise ständig den produktiven Einsatz von Wut, um Grenzen zu setzen und die Zielperson narzisstischen Missbrauchs zum Handeln zu bewegen. Letztendlich empfehle ich jedoch, diese Wut loszulassen. Sonst kann man in einer Opfermentalität stecken bleiben, die ein Leben lang anhalten kann, in der die Zielperson narzisstischen Missbrauchs ihren Missbrauch zu ihrer primären Identität macht.
Nach Jahren glaube ich nun, dass wir als Gemeinschaft bereit sind, den nächsten Schritt in unserem Verständnis von toxischen Beziehungen und emotionalem Missbrauch zu gehen. Dieser Schritt kommt in Form einer weitaus heimtückischeren Falle: Sich zu sehr auf die narzisstischen Elemente von Persönlichkei...