Die Langzeitfolgen von narzisstischem Missbrauch

The long-term effects of narcissistic abuse

Betroffene von narzisstischem Missbrauch spüren schnell, dass die Folgen dessen, was sie erleben mussten, tiefer reichen als ihnen zu Anfang vielleicht bewusst war. Narzisstischer Missbrauch hinterlässt Spuren in der Denkweise, im Bewusstsein, in der Wahrnehmung und in den Glaubenssätzen von Betroffenen. Diese Prägungen reichen bis in das Innerste eines Menschen, bis an den Kern seines Wahren Selbst.

Das Selbst wird von vier Hauptemotionen bestimmt: Scham, Stolz, Liebe und Hass. Der Narzisst versteht sich darauf, diese zu manipulieren. Oft tut er es auf verdeckte Art, etwa durch seine Körpersprache oder den Klang seiner Stimme. All dies zielt darauf ab, die Zielperson mit überwältigenden Emotionen zu überfluten, um sie aus ihrem Zentrum herauszulocken und in ein Ungleichgewicht zu bringen, in dem er sie leicht „umstoßen“ kann.

Mit der Zeit verdichten sich die Erfahrungen der Zielperson zu Denk-, Glaubens- und Verhaltensmustern, die ihr Wachstum lähmen und sie anfällig für weitere Manipulationen machen. Um dies zu verhindern, ist es wichtig, die langfristigen Auswirkungen von narzisstischem Missbrauch zu verstehen und zu lernen, wie man sie an sich selbst erkennen kann. Auf diese Weise können Sie Ihr Bewusstsein schärfen und durch eine Praxis der Achtsamkeit eine Veränderung herbeiführen.

Einige der langfristigen Auswirkungen von narzisstischem Missbrauch sind:

Toxische Scham

Scham ist eine begrenzende Macht, die verhindert, dass sich unser Ego zu weit aufbläht. Sie ist eine gesunde Gegenkraft, die uns vor der Illusion bewahrt, allmächtig oder unbesiegbar zu sein und aus dieser falschen Annahme heraus Handlungen vollziehen, die uns oder anderen Schaden zufügen. In einem sozialen Kontext erinnert Scham uns daran, dass wir mit den Menschen um uns herum zusammenarbeiten und ihre Bedürfnisse respektieren müssen, um nicht aus der Gruppe ausgestoßen zu werden.

Die Notwendigkeit von Scham für sozialen Zusammenhalt lässt sich gut am Bild eines traditionellen Stammes verdeutlichen. Schamgefühle entstehen, wenn ein Mensch explizit festgelegte oder implizit praktizierte Konventionen seiner Gemeinschaft verletzt. Das Gefühl sensibilisiert ihn dafür, die Grenzen seiner Mitmenschen zu respektieren, um nicht als Belastung oder gar Feind der Gemeinschaft wahrgenommen zu werden. 

Wenn wir uns in einer Weise verhalten, die von anderen als ungerecht, überheblich oder bedrohlich wahrgenommen wird, signalisieren uns die Menschen in unserem Umfeld dies durch ihre Reaktionen. Dies wiederum löst in uns Scham aus, was unsere Energie dämpft und uns dazu bewegt, unseren „Expansionsdrang“ auf Kosten anderer zu reduzieren. Unser Nutzen liegt darin, dass eine rechtzeitige Anpassung verhindert, dass uns die Gruppe ächtet oder ausschließt. 

Der Drang in einem Menschen, sich den Erwartungen der Gemeinschaft anzupassen, ist deshalb so stark, weil während der längsten Zeit der Menschheitsgeschichte der Ausschluss aus unserem Stamm, unserer Familie oder unserer Dorfgemeinschaft den sicheren Tod bedeutet hätte.

Narzissten machen sich diesen Komplex zunutze. Sie sehnen sich nach dem Gefühl, der „Anführer“ der Beziehung zu sein und sie zu dominieren. Darum vermitteln sie ihrer Zielperson gezielt Schamgefühle, damit diese das Gefühl hat, ständig Regeln und Konventionen zu verletzten. Dies führt bei ihr letztendlich zu dem Gefühl, „nicht gut genug“ für andere zu sein. Ihr Selbstwertgefühl sinkt immer weiter ab.

Der Narzisst profitiert davon, das Selbstvertrauen seiner Zielperson zu untergraben, denn ein furchtsamer Mensch, der glaubt, ständig alles falsch zu machen, ist einfacher zu kontrollieren. Zudem kann sich der Narzisst um so stärker, kompetenter und überlegener fühlen, je „kleiner“ er seine Zielperson macht. Seine Grandiosität wächst, während die Schamgefühle der Zielperson immer stärker werden, was sie umso anfälliger für seine Launen und Manipulationen macht.

Während Scham ursprünglich eine gesunde, regulierende Funktion hat, macht der Narzisst sie zu einem Folterinstrument. Hieraus ergibt sich eine gefährliche Langzeitfolge für die Zielperson: Ein Mensch, der ständig Schamerfahrungen ausgesetzt ist, glaubt irgendwann, dass nicht nur seine Handlungen, sondern er selbst, also seine Persönlichkeit und sein Wesenskern, nicht gut genug für diese Welt sind.

Dieser Komplex nennt sich toxische Scham. Gesunde Scham signalisiert uns: Unser Verhalten verletzt die Menschen in unserer Umgebung oder einen bestimmten Erwartungsstandard, aber wir können unser Verhalten ändern und so das Gefühl der Scham überwinden. Toxische Scham hingegen redet uns ein: Wir sind in unserem Kern so rettungslos verdorben und unfähig, dass wir uns anstrengen können, wie wir wollen, aber trotzdem niemals gut genug sein werden. 

Das schlimme an toxischer Scham ist, dass sie unseren gesamten Alltag übernehmen und sabotieren kann, nicht nur im Umgang mit Narzissten. Ein Mensch, der unter toxischer Scham leidet, wird schon beim geringsten Anzeichen von Missfallen oder Zurückweisung in seinem Umfeld von Schamgefühlen überflutet.

Seine Schultern sinken herab, das Gesicht wird traurig oder zu einer leblosen Maske, die geistige Schärfe nimmt ab und die Gedanken beginnen, sich in einer negativen Spirale um sich selbst zu drehen. Der Betroffene beginnt, sich mit anderen zu vergleichen, sich wertlos zu fühlen, seine eigenen Schwächen zu überschätzen und seine Stärken komplett zu verleugnen, und wird dadurch noch tiefer in toxische Scham verstrickt. 

Er verspürt den Drang, davonzulaufen und sich zu verkriechen, oder reagiert mit Wut und Ablehnung auf jegliche Kritik, weil schon der Gedanke an kleine eigene Schwächen zu einem Gefühl genereller Wertlosigkeit führt. In anderen Worten: Die Konditionierung, die der Narzisst seiner Zielperson aufgezwungen hat, sabotiert langfristig auch ihre sonstigen Beziehungen.

Chronische Schuldgefühle

Schuld ist eine Unterart der Scham, die eher darauf beruht, was man tut als, wer man ist. Beide hängen zusammen: Wer toxische Scham empfindet, sucht ständig nach Wegen, sich durch Taten zu rechtfertigen und seinen Wert zu beweisen, auch wenn dieser Kreislauf niemals endet und das ersehnte Ziel, sich wertvoll oder zumindest akzeptiert zu fühlen, niemals erreicht wird.

Schuld manifestiert sich häufig als ein unaufhörliches, nagendes Gefühl, das einen nicht zur Ruhe kommen lässt. Jedes Mal, wenn wir in einer Gruppe etwas sagen, in der Öffentlichkeit etwas tun oder auch nur an etwas denken, fühlt es sich an wie ein Tritt in die Magengrube, als würde uns jemand wütend daran erinnern: Warum versuchst du es überhaupt? Du weißt doch, dass von dir nichts Gutes kommen kann.

Schuldgefühle sind eine häufige Folge von narzisstischem Missbrauch. Der Narzisst setzt das Gefühl bewusst gegen uns ein. Wenn ihn etwas an uns stört, erinnert er uns beispielsweise an all die „Opfer“, die er angeblich für uns gebracht hat, auch wenn wir ihn nie gebeten haben, die Dinge, mit denen er sich aufspielt, für uns zu tun. In anderen Fällen macht er sich über Dinge, die wir tun, offen oder verdeckt lustig, entweder durch „harmlose“ Kommentare oder Augenrollen, bis wir anfangen, zu glauben, dass alles, was wir tun, lächerlich, falsch oder unzureichend ist.

Wenn der Narzisst Sie beispielsweise zum Abendessen einlädt und Sie es nicht schaffen können, aber trotzdem fragen, wer sonst noch kommt, begegnet er Ihnen mit Kommentaren wie: „Nun, du schon mal nicht, so viel wissen wir ja jetzt“. Indirekt signalisiert er Ihnen damit: Du bist mir gegenüber nicht loyal und du bist nicht bereit, Dinge zu tun, die mir wichtig sind.

Indem er im Laufe der Beziehung zu Ihnen ein ganzes Netz solcher Bemerkungen spinnt, vermittelt er Ihnen das Gefühl: Ich tue ständig etwas für dich, aber du nie etwas für mich. Indem er eine Vielzahl kleiner Erwartungen setzt und Ihnen signalisiert, dass Sie diese nicht erfüllen, kreiert er absichtlich „Kollisionspunkte“, an denen Sie sich stoßen und reiben, sodass Sie Scham und Schuld empfinden.

Der Narzisst vermittelt Ihnen dadurch das Gefühl, dass Sie ihn immer wieder im Stich lassen. Wird man solchen Situationen regelmäßig ausgesetzt, entwickelt man irgendwann „gewohnheitsmäßige“ Schuldgefühle, die zu einem Leitmotiv Ihres Lebens werden können und sämtliche Ihrer Entscheidungen begleiten. 

Ist ein Mensch dieser Behandlung zu lange ausgesetzt, fühlt sich für ihn irgendwann schon der bloße Gedanke daran, etwas zu tun, was dem Narzissten auch nur im Entferntesten missfallen könnte, falsch, erschreckend und verboten an. Damit ist es dem Narzissten gelungen, Ihr Innerstes zu infiltrieren und es gegen Sie zu wenden. Er muss nicht einmal mehr selbst eingreifen oder Sie kritisieren, da Sie ihm die Arbeit abnehmen und als Ihr eigener Richter und Kerkermeister fungieren.

Psychologische Gefangenschaft

Kommt es Ihnen albern vor, neue Dinge auszuprobieren? Kommen Ihnen schon bei der Vorstellung daran Gedanken wie: Was, wenn es nicht funktioniert? Was werden die Leute von mir denken? Verspüren Sie überwältigende Angst und Beklemmung, wenn Sie Verantwortung für eine bestimmte Entscheidung übernehmen sollen? Fürchten Sie ganz generell das Unbekannte? Möglicherweise befinden Sie sich in einem psychologischen Käfig.

Der psychologische Käfig ist eine Langzeitwirkung von narzisstischem Missbrauch. Betroffene leben oft in den engen Grenzen eines „Gefängnisses“ in ihrem Geist, ohne es überhaupt zu merken. Die Gitterstäbe bestehen aus zahllosen Schuld- und Schamerlebnissen, die dem Betroffenen den Eindruck vermitteln, dass dies sein Platz im Leben ist und eine Existenz außerhalb dieser Begrenzungen undenkbar ist. 

Vielleicht haben Sie davon gehört, wie man junge Elefanten diszipliniert: Man bindet sie mit einem Strick an einem Pflock fest, den man in den Boden rammt. Anfangs versucht der Elefant, den Pflock auszureißen, aber irgendwann gewöhnt er sich daran, dass seine Fessel stärker ist und hört auf, es zu versuchen. Er akzeptiert, dass der Strick seinen Bewegungsradius definiert und fängt an, nur noch in diesem Radius zu leben. Selbst wenn er erwachsen ist und sich mit Leichtigkeit losreißen könnte, bleibt der Elefant, wo er ist. Er hat vergessen, über den Pflock und das Seil nachzudenken und sie zu hinterfragen.

Ähnlich kann es Zielpersonen von Narzissmus ergehen. Der Narzisst hat ihnen durch seine Kommentare, Beschimpfungen und Zweifel den Glauben an die eigene Kraft und Fähigkeit geraubt. Der Betroffene denkt zu viel nach, bevor er irgendetwas tut, oder er traut sich überhaupt nicht mehr, aus eigenem Antrieb zu handeln. Während andere um ihn herum ein selbstbestimmtes Leben führen, fühlt die Zielperson sich festgefahren. Jedes Mal, wenn sie darüber nachdenkt, ihre Komfortzone zu verlassen, wird sie von Angst, Scham und Schuldgefühlen überfallen, die sie zurückschrecken lassen.

Der Narzisst hat gezielt dafür gesorgt, dass sich Eigenständigkeit für die Zielperson erschreckend und verboten anfühlt. Zu Anfang der Konditionierung hat er als „Gefängniswärter“ bestimmt, welche Verhaltensweisen erlaubt sind und gefördert werden und welche durch Beschämung, Drohungen oder Lächerlichmachen bestraft werden. Er hat die Beziehung so gestaltet, dass er allein bestimmt, an welche Orte man geht, welche Menschen man trifft und wie man seine Zeit verbringt.

Äußert die Zielperson eigene Wünsche oder Bedürfnisse, stößt sie damit beim Narzissten auf eine Mauer aus Gleichgültigkeit, Verachtung und Verurteilung. Sie wollen Ihre Freunde treffen, vielleicht sogar alleine? Der Narzisst gibt Ihnen zu verstehen, dass Ihre Freunde Witzfiguren sind oder Sie ihn im Stich lassen, wenn Sie etwas ohne ihn unternehmen. Sie wollen mit ihm etwas unternehmen, was Ihnen Spaß macht? Er belächelt die Aktivität als kindisch oder sagt, Sie sollen lieber alleine gehen. 

Wenn Sie nicht aufpassen, übernehmen Sie dieses Weltbild und nehmen generell an, dass Ihre Bedürfnisse im Leben lächerlich sind. Wenn Sie daran denken, etwas Neues auszuprobieren, meldet sich eine innere Stimme, die sagt: Du? Etwas Neues? Dass ich nicht lache. Klar, probier es aus, wenn du dich blamieren willst. 

Eine solche psychologische Gefangenschaft kann zu Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, verpasster Chancen führen. Wacht die Zielperson irgendwann auf, wird sie von der Last all der verschwendeten Möglichkeiten überfallen.

Komplexe traumatische Flashbacks

Ein Trauma ist eine Art unverarbeitetes emotionales Echo der Vergangenheit, das in der Gegenwart widerhallt. Man kann auch sagen: Es ist unerledigte Arbeit an sich selbst, mit der Sie sich früher oder später auseinandersetzen müssen, um nicht Ihr ganzes Leben lang unter ihr zu leiden. Häufig ist der Ursprung eine überwältigende negative Emotion, wie etwa tiefer seelischer Schmerz, der Ihr Bewusstsein überforderte, als er Ihnen zugefügt wurde, sodass Sie ihn damals nicht verarbeiten konnten.

Um nicht von diesem Schmerz zerstört zu werden, haben Sie ihn in Ihre Tiefen verdrängt, von wo er sich immer wieder, häufig in verdeckter Form, meldet und Sie zu Verhaltensweisen zwingt, die Ihnen schaden und von denen Sie nicht wissen, warum es Ihnen nicht gelingt, sie abzulegen. Ein Trauma ist normalerweise mit Gefühlen von Angst und Panik verbunden. Im Fall eines komplexen Traumas, das durch narzisstischen Missbrauch ausgelöst wurde, kann es sich auch in der Form von Schuldgefühlen, Scham, Verzweiflung, allgemeiner Negativität oder einem depressiven Zustand äußern.

Toxische Scham, chronische Schuldgefühle und die kritische Stimme in Ihrem Kopf, die der Narzisst Ihnen eingepflanzt hat, sind allesamt Bestandteile eines durch narzisstischen Missbrauch verursachten Traumas. Ein häufiges Traumasymptom sind Flashbacks, also Erinnerungen an vergangene Erlebnisse und Zustände, die so lebendig und überwältigend in die Gegenwart „einbrechen“, dass sie den Betroffenen komplett verschlingen. 

Der Betroffene hat das Gefühl, in dem Zustand, der über ihn hereinbricht, zu „ertrinken“. Automatische Gedankenmuster drängen sich ihm gegen seinen Willen auf. Verhaltensweise, die er eigentlich ablegen wollte, übernehmen ihn, wie etwa das Vergleichen mit anderen, eine katastrophale Sicht auf die Zukunft oder überharte Selbstkritik und Gefühle der Wertlosigkeit. Der Betroffene fühlt sich diesem Zustand machtlos ausgeliefert.

Ein zentrales Element eines Flashbacks besteht darin, dass der Betroffene das Gefühl hat, sich in dem Zustand zu verlieren. Auch wenn er auf einer logischen Verstandsebene begreift, dass die Intensität seiner Emotionen in keinem Verhältnis zur auslösenden Situation steht, ist er kaum in der Lage, sein Verhalten zu kontrollieren. Der Betroffene fühlt sie wie besessen, als würde eine fremde Macht ihn übernehmen.

Solche Episoden können Stunden oder sogar Tage andauern. In der Regel werden sie durch etwas ausgelöst, das mit dem Missbrauch, der den Betroffenen in der Vergangenheit emotional überwältigt hat, zusammenhängt. Der Auslöser kann vermeintlich harmlos oder unbedeutend sein. Oft nimmt der Betroffene ihn nicht einmal bewusst wahr. Was er spürt ist die Wirkung, die ihn bis in seine Grundfesten erschüttert.

Aufgrund des verdrängten Ur-Erlebnisses und der überwältigenden Natur des Flashbacks kann es sein, dass der Betroffene erst nach mehreren Stunden oder Tagen merkt, dass er ein Flashback hat oder hatte. Es ist entscheidend, dass wir lernen, zu erkennen, wenn wir „nicht wir selbst“ sind und die Ursache, das ursprüngliche Trauma, angehen, um uns von Flashbacks zu befreien.

Verlust des Selbst

Die tragischste aller Langzeitfolgen von narzisstischem Missbrauch ist der Verlust Ihres Selbst. Ohne Zugang zu Ihrem Selbst verlieren Sie all das Wunderbare, Göttliche und Spontane, mit denen es Ihr Leben sonst bereichern würde. Durch die Manipulation des Narzissten ist Ihre innere Welt so sehr von negativen Emotionen durchdrungen, dass Sie es als zu schmerzhaft empfinden, sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Zielpersonen von Narzissmus leben daher häufig zu sehr in ihrem Kopf, verlieren ihr Bewusstsein für ihren Körper und betrachten ihr gesamtes Leben und die Welt um sich herum nur durch ihren Verstand. Sie denken zu viel nach und klammern sich an Gedankenkonstrukte, um bloß nicht tiefer in sich selbst hineinzublicken, in die trügerischen Tiefen ihres Unbewussten. Unser Wahres Selbst könnte uns vor den Manipulationen des Narzissten warnen, aber unsere Gedanken sind für ihn leicht angreifbar. Daher macht es uns zusätzlich verwundbar, wenn wir von unserem Wahren Selbst abgetrennt sind.

Mit dem Verlust unseres Selbst verlieren wir unsere intuitiven Warnmechanismen und unsere Unabhängigkeit. Unsere Gedanken und unsere Wahrnehmung verschmelzen mit der künstlichen, verzerrten, falschen „Realität“, die der Narzisst uns vorgaukelt. Wir vergessen, was es heißt, uns selbst zu „haben“ und nicht der Besitz eines anderes zu sein. Uns fehlt der Zugang zu unseren Instinkten und der Weisheit, die in unserem Körper ruht. 

Wie ein räuberisches Unternehmen, das die Rohstoffe eines anderen Landes ausbeutet, „sitzt“ der Narzisst auf unserem Reichtum, ergötzt sich an unserer inneren Schönheit und bereichert sich an unserer Lebensenergie, von der wir selbst nichts abbekommen.

Mehr Informationen darüber, wie Sie die langfristigen Auswirkungen von narzisstischem Missbrauch überwinden und die Heilung einer narzisstischen Beziehung einleiten können, finden Sie in meinen Ratgebern „Sieg über Narzissmus“ und „Neuanfang nach Narzissmus“.