Können Psychedelika Narzissten heilen?

Bei Persönlichkeitsstörungen des Clusters B ist die DBT-Therapie als wirksame Behandlung für Borderline-Persönlichkeitsstörungen bekannt. Außerdem nehmen mit zunehmendem Alter der Borderline-Persönlichkeit die Dysregulation und andere Symptome tendenziell ab, was oft zu einer etwas stabileren zweiten Lebenshälfte führt.

Der Narzisst hingegen neigt dazu, denselben Zyklus aus idealisieren, abwerten und wegwerfen immer wieder zu wiederholen, während er sich mit zunehmendem Alter in eine Spirale verschlimmernder Symptome hineinsteigert. Die meisten Narzissten enden in einem Schizoid-Zustand. Entweder verlieren sie ihre Fähigkeit, narzisstische Versorgung zu bekommen, oder sie werden zynisch, weil sie sich von der Gesellschaft zurückziehen und in ein Paranoid-Leben voller Isolation und Leere abtauchen, während sie von ihrer Blütezeit träumen.

Für Narzissten, die einer solchen Zukunft entgegenblicken, oder für Angehörige von Narzissten, die sich einfach nur wünschen, dass sich der Narzisst zum Besseren verändert, stellt sich immer die Frage nach möglichen Behandlungsmethoden. Die gängige Meinung ist, dass es außer oberflächlichen Verhaltensänderungen keine Heilung für narzisstische Persönlichkeitsstörungen gibt. Wenn Narzissten im Alter ihr Aussehen und ihre Macht verlieren, besteht ihr bestes Szenario darin, widerwillig ihr Verhalten zu ändern, um bestimmte Menschen in ihrem Leben zu halten.

Aber gibt es Hoffnung auf mehr als nur oberflächliche Veränderungen? Gibt es wirksamere Behandlungsmethoden für Narzissmus als nur Gesprächstherapie und Wunschdenken?

Die wilde Welt der Psychedelika

Borderliner haben oft das Potenzial für positive Entwicklung, weil ihr Trauma erst später im Leben aufgetreten ist und ihr wahres Selbst sich daher entfalten konnte. Zwar werden Borderliner von Emotionen bis zur Verrücktheit überwältigt, aber ihr Vorteil gegenüber Narzissten ist, dass sie zumindest Emotionen haben, mit denen sie arbeiten können.

Wenn deine Hose zu kurz ist, kannst du sie nicht verlängern. Aber wenn sie zu lang ist, kannst du sie kürzen. So ist es auch mit Borderlines und Narzissten. Borderlines können lernen, ihre Emotionen zu regulieren und zu kontrollieren. Narzissten hingegen haben wenig, womit sie arbeiten können, selbst wenn sie sich ändern wollten. Ihr Trauma kam viel früher in ihrem Leben, was zu einem vollständigen Bruch mit ihrem wahren Selbst führte und ihnen nur sehr wenig Entwicklungsmöglichkeiten ließ. Narzissten fehlt daher die Tiefe, um befriedigende, authentische Beziehungen aufzubauen. Ihr wahres Selbst ist eine öde Einöde.

Regelmäßige Therapie und Zeit können ein vernachlässigtes wahres Selbst nicht wiederbeleben. Obwohl die Forschung zu Psychedelika aufgrund ihres rechtlichen Status derzeit noch begrenzt ist, wird die Welt zunehmend auf ihr Potenzial aufmerksam, schlummernde Elemente der Seele durch außerweltliche Bewusstseinszustände zu wecken.

Mit Psychedelika scheint alles möglich zu sein. Schlummernde Erinnerungen werden nicht nur aus dem aktuellen Leben zugänglich, sondern auch aus früheren Leben über die DNA der Vorfahren. Psychedelika können auch generationenübergreifende Schmerzen und Traumata an die Oberfläche bringen, damit sie verarbeitet und losgelassen werden können. Zustände von Frieden, Liebe, Kraft und Staunen können auf eine Weise hervorgerufen werden, die der Verstand nicht begreifen kann. Psychedelika versprechen nicht nur eine andere Welt der Therapie, sondern ein ganzes Universum.

Drei Arten von Psychedelika haben ein besonders großes therapeutisches Potenzial:

1. MDMA

MDMA wirkt, indem es die Aktivität von Serotonin im Gehirn erhöht. Es ruft Gefühle der Liebe, Freude und des Friedens hervor und steigert die Sinne unermesslich.

Wenn jemand MDMA nimmt, erwacht die Außenwelt und erstrahlt in einem leuchtenden Wunderland. Deshalb wird es in der Partyszene als Freizeitdroge verwendet. Es ermöglicht eine tiefe Verbindung zu Menschen und Musik und schafft ein Gefühl der Einheit mit der Welt, dem Universum und der gesamten Menschheit.

MDMA entwickelt sich auch zu einer potenziellen Behandlungsmethode für Traumata. Durch den erhöhten Serotoninspiegel kann sich eine Person tief in ihrem Körper entspannen und fühlt sich vollkommen sicher. Bei einer ausreichend hohen Dosierung verschwinden alle Ängste, Furcht, Paranoia und Zweifel. Das daraus resultierende Gefühl des Schmelzens ermöglicht es der traumatisierten Person, aus ihrem körperlichen Exil zurückzukehren und wieder Zugang zu ihrem wahren Selbst zu finden. Der Griff des Egos schmilzt ebenfalls dahin, sodass eine Person ihr Bewusstsein in das wahre Selbst bewegen und es direkt erleben kann.

Mit MDMA kann eine Person auf traumatische Erinnerungen zugreifen, ohne von Furcht und negativen Emotionen begleitet zu werden. Sie kann eine Erinnerung erleben, sie akzeptieren, betrauern und das damit verbundene Trauma mit wenig Unbehagen loslassen. Hier zeigt sich die Kraft von MDMA.

MDMA löst und mildert Traumata, sodass sie aus dem wahren Selbst entfernt werden können, was zu dauerhaften Veränderungen in der Beziehung der Person zu ihrem Selbst führt. Es kann auch Spannungen und Widerstände im Körper auflösen, sodass die Person dauerhaft Zugang zu ihren Emotionen erhält und sich weiterentwickeln kann.

MDMA wirkt ziemlich vorhersehbar, da der erhöhte Serotoninspiegel bei allen Menschen auf ähnliche Weise wirkt. In einer therapeutischen Umgebung sind die Anwendungsmöglichkeiten aber echt vielfältig. Menschen mit komplexen Traumata haben einzigartige Wunden, und wie diese Wunden geheilt werden, muss auch einzigartig sein. MDMA kann daher als starkes Werkzeug eingesetzt werden, um zum wahren Selbst vorzudringen und es auf bisher unvorstellbare und unmögliche Weise zu heilen. Das Zeitfenster für MDMA beträgt in der Regel 2–4 Stunden, was eine goldene Gelegenheit für Heilung bietet, wenn es in Anwesenheit einer qualifizierten Fachkraft eingenommen wird.

2. Zauberpilze

Wenn es um Zauberpilze geht, kann man die Regeln der Realität getrost über Bord werfen. In hohen Dosen verändern Pilze die Wahrnehmung von Farben oder erzeugen lebhafte Bilder vor den geschlossenen Augen. Von da an wird es nur noch seltsamer.

Manche Menschen erleben einfach nur Freude und Einssein mit der Welt und kommen mit einem vertieften Selbstbewusstsein und einer neuen Wertschätzung für das Leben zurück. Andere machen schreckliche Erfahrungen und werden in die Tiefen ihrer Seele gestoßen. Der Schmerz eines ganzen Lebens kann wieder wach werden oder die Kraft des Universums kann durch dich fließen. Plötzliche und tiefgreifende Erkenntnisse über die eigene Familie, Beziehungen, das eigene Leben oder das Universum im Allgemeinen können plötzlich ins Bewusstsein treten.

MDMA wirkt in gewissem Maße auf jeden Menschen einzigartig, abhängig von seinem Trauma, seinem Temperament und seiner Persönlichkeit. Zauberpilze sind weitaus unvorhersehbarer und für jeden Menschen einzigartig. Keine einzige Sitzung ist wie die andere. Das Spektrum der Erfahrungen ist enorm, ebenso wie das Potenzial für Veränderungen.

Generationenübergreifende Traumata können plötzlich zugänglich werden, sodass eine Person Hunderte von Jahren des Schmerzes in einer einzigen Sitzung loslassen kann. Eine solche Konfrontation kann eine Person verständlicherweise an den Rand des Wahnsinns bringen. Aus diesem Grund ist es super wichtig, einen qualifizierten Praktiker an seiner Seite zu haben, der einen begleitet, unterstützt und durch die Transformation begleitet.

3. Ayahuasca

Aus Wikipedia: Ayahuasca ist ein psychoaktives Gebräu aus Südamerika, das traditionell von indigenen Kulturen und Volksheilern im Amazonas- und Orinoco-Becken für spirituelle Zeremonien, Wahrsagerei und die Heilung verschiedener psychosomatischer Beschwerden verwendet wird. Ayahuasca ist die Rebe, die es dem Geist ermöglicht, losgelöst vom Körper zu wandern und in die spirituelle Welt einzutreten, die den Lebenden sonst verschlossen ist.

Ayahuasca ist eine wirklich großartige und furchterregende Medizin, nichts für schwache Nerven. Sie kann dich durch Tausende von Jahren deiner Ahnenlinie führen, dich mit Archetypen und Energieformen im Unbewussten verbinden und dich durch das Universum tragen, tief in alle Geheimnisse, die es birgt. Es lässt sich nicht beschreiben, sondern muss erlebt werden. Selbst nachdem die Wirkung nachlässt, kann man sich nicht vorstellen, was man erlebt hat. Man kann nur bestimmte Teile der Erfahrung herausgreifen und sie dann in sein Leben integrieren.

Tiefgreifende, unerwartete und dauerhafte Veränderungen sind ohne bewusste Absicht möglich. Es gibt Berichte von Menschen, die nach der Einnahme von Ayahuasca Süchte aufgegeben, ganze Traumata losgeworden sind und sich in ihrer Persönlichkeit und ihrem Charakter grundlegend verändert haben.

Diese Medizin, liebevoll „Mutter Ayahuasca” genannt, besitzt ein Maß an Weisheit und Kraft, das für den menschlichen Verstand unfassbar ist. Wenn „Mutter Ayahuasca” ihre Medizin auf eine Person wirkt, scheint sie zu wissen, was diese Person braucht und wie sie es braucht. Sie kann sanft und verspielt sein oder hart und destabilisierend, sodass jede Zelle der Seele einer Person davon betroffen ist. Über diese Medizin könnte man noch viel, viel mehr sagen, aber in diesem Fall scheint es angebracht, ein wenig Geheimnisvolles zu bewahren.

Der tückische Weg zur Erleuchtung

Wie du vielleicht schon verstanden hast, können Psychedelika, vor allem Zauberpilze und Ayahuasca, gefährlich sein. Ihre schiere Unberechenbarkeit und Wirksamkeit können das Leben eines Menschen radikal in jede Richtung verändern – zum Guten oder zum Schlechten.

Wie bei jeder Therapie sind auch hier Set und Setting entscheidend, um eine erfolgreiche und sichere Erfahrung mit dem Medikament zu gewährleisten. Langes Fasten und die richtige mentale Vorbereitung (Set) sowie die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Praktiker in einer sicheren Umgebung (Setting) sind von entscheidender Bedeutung. Die meisten Menschen überstehen ihre psychedelische Erfahrung unbeschadet und sind zutiefst dankbar für das, was sie entdeckt haben. Radikale Veränderungen sind mit Psychedelika möglich, das ist mittlerweile klar.

Aber auch mit guter Vorbereitung und Unterstützung können Psychedelika schlimme Auswirkungen haben. Es gibt Leute, die danach für längere Zeit in eine Psychose gefallen sind. Andere haben Monate gebraucht, um sich von dem, was sie gesehen und erlebt haben, zu erholen. In seltenen Fällen haben Psychedelika sogar zum Tod geführt.

Wer darüber nachdenkt, Psychedelika auszuprobieren, sollte erst mal innehalten und diese Entscheidung gut überdenken. Zuerst solltest du überlegen, ob du dich wirklich dazu hingezogen fühlst, es zu versuchen. Wenn du Zweifel hast, gibt es wahrscheinlich einen guten Grund dafür.

Als Nächstes musst du die Risiken verstehen. Psychedelika sind nicht vorhersehbar, und niemand kann sich wirklich darauf vorbereiten. Eine Phase der Reflexion und Einweisung ist daher im Vorfeld erforderlich. Mit der richtigen Einstellung und gesundem Respekt sind die Erfolgschancen hoch, während die Risiken nie ganz ausgeschlossen werden können.

Ein wirkungsvolles, unberechenbares Werkzeug

Psychedelika sind kein Wundermittel, sondern eher ein wirkungsvolles Werkzeug mit großem Potenzial für spirituelle Transformation und Heilung sowie für die Behandlung von Traumata.

Einige Muster, die sich in der frühen Kindheit gebildet haben, können nicht verändert werden, weil sie entwicklungsbedingt sind. Das heißt, sie wurden durch direkte Erfahrungen im Rahmen von Beziehungen gelernt und verinnerlicht. Psychedelika können zum Beispiel nicht die Wunde heilen, die dadurch entstanden ist, dass man als Kleinkind nicht gesehen, geliebt und beschützt wurde. Sie können die Lücken füllen, die durch schlechte Erziehung entstanden sind. Sie können nicht dein ideales Leben für dich nacherleben.

Vor allem können Psychedelika Narzissmus oder andere Störungen nicht auf magische Weise heilen. Das wahre Selbst hat unendlich viele Facetten und ist unendlich komplex. Was Psychedelika jedoch tun können, ist, dabei zu helfen, Traumata und Schmerzen zu lösen und gleichzeitig das Bewusstsein so zu verändern, dass es zu beispiellosen Einsichten führt.

Bei der Einnahme von Psychedelika wird eine Person dazu ermutigt, eine Absicht für ihre Erfahrung festzulegen und ihren Wunsch nach Veränderung zielgerichtet und konkret zu formulieren. Dadurch können die dringendsten Probleme im Leben dieser Person unter den Einfluss der Psychedelika gelangen, was eine für diese Person einzigartige Transformation ermöglicht.

Nach der Einnahme von Psychedelika kann ein Narzisst seine Trauer über das, was er in seiner Kindheit verloren hat, loslassen. Er kann wichtige Erkenntnisse über die Erfahrungen sowohl der Menschen, die ihm Schaden zugefügt haben, als auch der Menschen, denen er Schaden zugefügt hat, gewinnen. Seine Verbindung zum Geist kann sich vertiefen. Seine Furcht vor dem Tod kann gemildert werden. Sogar Liebe kann ihn überkommen. Letztendlich müssen diese Teile jedoch integriert und als Teile eines einheitlichen Ganzen genutzt werden. Der Narzisst müsste immer noch eine Bestandsaufnahme machen, mutig seinen Defiziten, Wunden und Schmerzen begegnen und dann sein Erwachen in sein tägliches Leben integrieren.

Viele Veränderungen durch Psychedelika verblassen in den folgenden Monaten, vor allem, wenn die Integration nicht vollständig erfolgt ist. Manche Erkenntnisse sind zu groß, um sich ihnen zu stellen, und wie es bei Menschen so ist, können Prokrastination und Verleugnung die Oberhand gewinnen, wenn die „Magie“ nachlässt. Außerdem kann es mehrere psychedelische Sitzungen brauchen, um genug Teile zu sammeln, um eine sinnvolle Veränderung zu ermöglichen. Die Arbeit mit Psychedelika ist ein Prozess, keine Pille, die man einmal nimmt.

Vor allem können Psychedelika zwar Elemente des wahren Selbst beleuchten und wiederbeleben, aber sie können niemanden zu einer Veränderung zwingen – schon gar nicht einen Narzissten. Dieser Teil liegt bei ihnen selbst.